Studierende der DHBW Heidenheim entwickeln Fragebogen zur Erhebung der Patientenzufriedenheit in der Onkologie
Mehr als 1200 Patienten werden täglich stationär am Universitätsklinikum Ulm versorgt, darunter sehr viele Patienten auf onkologischen Stationen der Medizinischen Klinik. Doch wie zufrieden sind die Patienten mit der pflegerischen Versorgung vor Ort? Dieser Fragestellung geht nun das Universitätsklinikum dank der Vorarbeit von Studierenden des Studiengangs „Angewandte Gesundheitswissenschaften“ der DHBW Heidenheim nach.
„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres pflegerischen Teams auf der Onkologie sind gut ausgebildet und besuchen regelmäßig Fort- und Weiterbildungen. Aus unserer Sicht sind wir gut aufgestellt“, erklärt Lutz Freybott, bis Ende 2016 Pflegedienstleiter am Universitätsklinikum Ulm. Die entscheidenden Fragen für Lutz Freybott sind aber: Wird das gemacht, was der Patient tatsächlich braucht? Entspricht die angebotene Pflege den Anforderungen und Bedürfnissen des Patienten? Was kann noch optimiert werden?
Um genau dieser Fragestellung nachzugehen, beauftragte der Pflegedienstleiter Studierende des Studiengangs der „Angewandten Gesundheitswissenschaften“ an der DHBW Heidenheim damit, ein Instrument zu recherchieren bzw. zu entwickeln, um den tatsächlichen Bedarf onkologischer Patienten bestmöglich abzubilden. Konkret untersuchten die Studierenden die Fragestellung: „Was benötigen diese Patienten im stationären Setting, um sich gut versorgt zu fühlen?“
„Die Zufriedenheit des Patienten und dessen empfundene Lebensqualität hängt in dieser Phase eng damit zusammen, wie der Patient die Qualität der pflegerischen Versorgung erlebt“, erklärt Prof. Dr. Marcel Sailer, Leiter des Studiengangs Angewandte Gesundheitswissenschaften an der DHBW Heidenheim.
Um die Lebensqualität und Zufriedenheit der Versorgung von Patienten zu messen, gibt es bereits eine Reihe von Instrumenten. „Wir haben mehrere dieser bestehenden Fragebögen analysiert, verglichen und bewertet. Der sogenannte EORTC INPAT-SAT32-Fragebogen erhebt zwar die Patientenzufriedenheit zu Kategorien wie die Betreuung durch die behandelnden Ärzte und durch das Pflegepersonal sowie die Dienstleistungen und Pflege während des Klinikaufenthaltes, fragt aber nicht in vollem Umfang die komplexen Bedürfnisse von onkologischen Patienten während einer stationären Versorgung ab“, erläutert Imke Saathoff, Gesundheits- und Krankenpflegerin am Universitätsklinikum Ulm sowie mittlerweile Absolventin des Studiengangs Angewandte Gesundheitswissenschaften der DHBW Heidenheim.
Eine Krebserkrankung stelle für die Betroffenen eine massive Umstellung dar, die alle Lebensbereiche durchdringe. Daraus können spezielle Bedarfe resultieren. „Um die Patientenzufriedenheit im Ganzen zu erfassen, müssen daher auch alle spezifischen Bedarfe miterfasst werden“, so Prof. Dr. Marcel Sailer. Aus diesem Grund entwickelten die Studierenden zusätzlich 22 weitere Fragen und stellten diese in einem separaten Fragebogen, dem Ulmer-Quality-of-Life-Questionnaire, zusammen. Die entwickelten Fragen erheben zusätzlich die Zufriedenheit mit der interprofessionellen Versorgung wie beispielsweise die psychologische Betreuung oder die Ernährungsberatung sowie das körperliche, emotionale, soziale, funktionales Wohlbefinden des Patienten.
Nachdem die Studierenden ihre Arbeit abgeliefert haben, geht es im Universitätsklinikum Ulm erst richtig los: Mittlerweile wird der Fragebogen in drei Abteilungen eingesetzt. Insgesamt 300 Rückmeldungen von Patienten sollen am Universitätsklinikum ausgewertet werden. „Wir arbeiten hier eng mit unserem Qualitätsmanagement zusammen“, erklärt Lutz Freybott. Außerdem findet eine wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Experten am Comprehensive Cancer Center des Universitätsklinikums Ulm (CCCU) statt. So wird auch während der Befragung die wissenschaftliche Qualität gewährleistet. Durch die Durchführung der Befragung in drei Abteilungen wird es dann auch möglich sein, intern zu vergleichen und entsprechende Handlungsempfehlungen abzuleiten. „Ich sehe neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen auch einen emotionalen Gewinn für die Pflege“, sagt Lutz Freybott. „Die Befragung soll das pflegerische Team, das aus Mitarbeitern verschiedener Qualifikationen wie beispielsweise Gesundheits- und Krankenpflegern, Arzthelfern und Fachkräften für Onkologie besteht, dazu inspirieren, sich mit ihrer Arbeit auseinander zu setzen.“ Durch die regelmäßige Wiederholung der Befragung, Anwendung und Reflexion der eigenen Arbeit erhofft sich das Universitätsklinikum dann einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess.
Ob es Hemmungen bei den Ärzten und Pflegenden gab, so direktes Feedback von den Patienten zu erhalten? „Ich glaube, dass die Befragung so gut ankommt, liegt auch mit daran, dass der Fragebogen quasi aus den eigenen Reihen entstanden ist“, sagt Lutz Freybott. Schließlich sind die beteiligten Studierenden selbst ausgebildete Pflegefachkräfte. „Ohne die Unterstützung der Studierenden und deren Entwicklung eines Fragebogens, der speziell auf unsere Patienten abgestimmt ist, hätten wir diese Befragung wohl niemals hinbekommen.“