Pflege und Gesundheit auf einen Klick

Gesundheits-Studiengänge engagieren sich beim Netzwerk Pflege und Gesundheit Heidenheim. // Studierende der DHBW Heidenheim entwickeln Webdesign für die Online-Plattform www.pflege-gesundheit-hdh.de.

Die Pflege befindet sich im Notstand: Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, Pflegekräfte werden dringend gesucht und auch Unternehmen müssen sich verstärkt auf den Umgang mit diesem gesellschaftlichen Wandel einstellen - und das nicht nur mit Blick auf die Fachkraftsuche sondern auch bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Im Landkreis Heidenheim will man sich all diesen Herausforderungen aktiv stellen, weshalb als Projekt der Bildungsregion Stadt und Landkreis Heidenheim vor rund drei Jahren ein Netzwerk Pflege und Gesundheit gegründet wurde, das vor allem eins möchte: Pflegebedürftigen, an pflegerischen Berufen Interessierten ebenso wie Firmen auf die Sprünge zu helfen und Gesundheitsangebote gebündelt darstellen.

Keine einfache Aufgabe angesichts der unterschiedlichen Interessen all dieser Zielgruppen, weshalb aus allen Bereichen Fachleute mit im Boot sind: Angefangen beim Pflegestützpunkt des Landkreises Heidenheim über die DHBW Heidenheim und die Maria-von-Linden-Schule bis zur IHK Ostwürttemberg und der Paul Hartmann AG haben sich bislang 13 Partner zusammengefunden.

Das erste Projekt war schnell beschlossen: Eine gemeinsame Online-Plattform, um alle Zielgruppen anzusprechen und um regionalisierte und fundierte Infos sowie Orientierung im Informationsdschungel des Webs zu bieten.

Vor wenigen Tagen ist diese Online-Plattform unter der Adresse www.pflege-gesundheit-hdh.de an den Start gegangen. Die Vorarbeiten hat das Bildungsbüro der Bildungsregion in engster Zusammenarbeit mit der DHBW Heidenheim geleistet. Über Prof. Dr. Michael Froböse haben Studierende des Studiengangs BWL - Dienstleistungsmarketing / Medien & Kommunikation in der Vorlesung Webdesign einen Vorschlag zur Gestaltung der Online-Plattform erstellt.

Gebündelt wurden auf der Seite die Themen Pflegebedürftigkeit, Beruf & Pflege, Ausbildung & Studium sowie Gesundheit in der Region. So erhalten nun beispielsweise Pflegebedürftige oder deren Angehörige erste Infos zu Pflegegraden oder Leistungen der Pflegversicherung und können dann sogleich auf derselben Seite mit der Pflegeheimsuche starten. Auch Unternehmer erhalten mit einem Klick eine ganze Reihe von Infos von den gesetzlichen Regelungen zur beruflichen Freistellung für pflegende Angehörige bis zu Best-Practice-Beispielen, wie Unternehmen ihre Beschäftigten bei der Pflege unterstützen können. Schülern und anderen Interessierten wird ein umfassender Überblick über die regionalen Ausbildungs-, Fortbildungs- und Studienmöglichkeiten im Pflege- und Gesundheitsbereich geboten und in einem weiteren Bereich sind Gesundheitsangebote sowie Veranstaltungen in der Region zu finden.

"Eine solche intensive Zusammenarbeit ganz verschiedener Akteure aus den Bereichen Pflege, Medizin und Bildung mit dem Ziel, die Bevölkerung niedrigschwellig über die Themenbereiche Pflege und Gesundheit zu informieren, ist uns aus anderen Regionen nicht bekannt", so Prof. Dr. Marcel Sailer, Studiengangsleiter an der DHBW Heidenheim, der ebenso wie seine Kollegin Prof. Dr. Claudia Winkelmann maßgeblich an der konzeptionellen Arbeit des Netzwerks beteiligt ist.

Die Bildungsregion Stadt und Landkreis nehme hier eine bundesweite Vorreiterrolle ein, betont auch Roland Fuchs, Dezernent im Landratsamt Heidenheim, dem das Bildungsbüro zugeordnet ist. Wie schnell man Infos und Hilfe benötigen kann, hat er selbst erlebt als seine Mutter pflegebedürftig wurde. "Oft geht das von heute auf morgen, da hat man keine Zeit lange zu googeln sondern braucht vernünftige und verlässliche Informationen, die gebündelt und jederzeit abrufbar sind." Gerade weil er die Situation selbst erlebt hat, kennt er die Fragen, die Angehörige belasten: "Was muss ich eigentlich alles tun, wo werde ich beraten, wie kann ich das Ganze überhaupt finanzieren." Antworten darauf bietet die Online-Plattform bereits, ein zusätzlicher Newsletter ist im Aufbau.

"Wir wollen den Betroffenen nicht nur im ersten Moment sondern längerfristig weiterhelfen - dazu gehören auch Alltagstipps beispielsweise zur Hilfe beim Duschen oder dazu, wie man einen Pflegebedürftigen bei 35 Grad dazu animieren kann, mehr zu trinken - das kann vielen Angehörigen helfen, schließlich werden annähernd drei Viertel aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt", so Fuchs.

Der Bedarf an Angeboten und Informationen im Pflege- und Gesundheitsbereich ist da - "und wird mit einer ansteigenden Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen natürlich weiter zunehmen", so Landrat Thomas Reinhardt. Wie er betont, sei bis 2030 mit einem Anstieg der pflegebedürftigen Menschen um rund ein Drittel zu rechnen - "das können wir nicht einfach auf uns zukommen lassen". Mit dem Netzwerk Pflege und Gesundheit werde in der Bildungsregion eine enorm wichtige Aufgabe angegangen, "die der demografische Wandel uns stellt", so der Landrat.

Mit dem Kompetenzzentrum Pflege und Senioren, das unter anderem die Altenhilfefachberatung und den Pflegestützpunkt umfasst, biete der Landkreis Heidenheim bereits seit einigen Jahren eine umfassende und zielgerichtete Beratung. Die Arbeit des Netzwerks Pflege und Gesundheit solle diese Angebote ergänzen und gehe gleichzeitig noch darüber hinaus. Der Schwerpunkt liegt nicht allein bei der Pflege, sondern umfasst werden - natürlich auch mit Blick auf den Fachkräftemangel - zudem Infos für junge Leute zur Berufsentscheidung und Themen aus dem Gesundheitsbereich.

Abgeschlossen ist die Plattform damit noch lange nicht, weitere Partner für das Netzwerk sind ausdrücklich erwünscht. Die Online-Plattform ist nicht das einzige Projekt, das das Netzwerk Pflege und Gesundheit im Blick hat. Besonders wichtig ist den Akteuren die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf in Unternehmen, wobei Pflegelotsen als erste Anlaufstellen direkt im Betrieb dienen sollen. Geschult werden die Pflegelotsen von der Servicestelle familyNET Ostwürttemberg, die im vergangenen Herbst auch eine erste Schulung in Heidenheim angeboten hat.

In Planung ist zudem für November dieses Jahres ein Zukunftsdialog zum Thema "Pflege stärken!", in welchem unter anderem über die Themen Altenpflege 4.0, Fachkräftegewinnung und Pflegeformen der Zukunft diskutiert werden soll. Info: Derzeit gehören der Landkreis Heidenheim, die Stadt Heidenheim, die DHBW Heidenheim, der Pflegestützpunkt des Landkreises, die Maria-von-Linden-Schule, die Paul Hartmann AG, familiyNET, der Kreisseniorenrat Heidenheim, das Haus der Familie, das Klinikum Heidenheim, die AOK Ostwürttemberg, die IHK Ostwürttemberg und die Volkshochschule Heidenheim dem Netzwerk Pflege und Gesundheit an.

Weitere Infos erhalten Interessierte im Internet unter www.pflege-gesundheit-hdh.de.