Kinder- und Jugendpsychologe verlässt DHBW Heidenheim
Mehr Zeit für den Sinn des Lebens habe er nun, so Prof. Dr. Peter K. Warndorf. „Für meine Bücher, Platten, CDs und DVDs, für philosophische Themen und natürlich meine Frau“, so der 66-Jährige. Nach über 25 Jahren als Professor an der Berufsakademie und seit 2009 an der DHBW Heidenheim verlässt Prof. Dr. Peter K. Warndorf nun die Heidenheimer Hochschule und wurde in den Ruhestand verabschiedet. Der Psychologe war seit 1994 Professor und Leiter der Fachrichtung Heimerziehung und Alternativen an der Berufsakademie Heidenheim und später der Studienrichtung Kinder- und Jugendhilfe.
„Herr Warndorf hat vieles geschaffen, was die Fakultät Sozialwesen geprägt hat und was nachwirken wird. Er ist ein Freigeist, der sich für die Dinge stark macht, die ihm wichtig sind, besonders für die Freiheit der Wissenschaft. Im Namen der DHBW wünsche ich ihm alles Gute“, so Rektor Prof. Dr.-Ing. Dr. Rainer Przywara. Peter K. Warndorf war einer der ersten Professoren, die gleich nachdem die DHBW 2009 aus den vorherigen Berufsakademien entstand, ein von der EU gefördertes internationales Forschungsprojekt initiierte. Er setzte damit beispielgebend den Forschungsauftrag der DHBW um.
Pionier der DHBW-Forschung
Auch in der regionalen Forschung war Prof. Dr. Peter K. Warndorf sehr aktiv. Unter anderem entwickelte er gemeinsam mit dem 1. FC Heidenheim im Projekt „Dialogförderung Polizei - Fußballfans“ Strategien für ein sicheres Stadionerlebnis durch einen verbesserten Austausch zwischen Polizei, Verein und Fußballfans. Mit dem Forum Ziviler Friedensdienst (forumZFD) war er an am Projekt "Kommunale Konfliktberatung: Partizipative Wege zur nachhaltigen Integration" beteiligt, um die Integration von Drittstaatsangehörigen zu verbessern und die Zusammenarbeit in Kommunen zu fördern. Außerdem schrieb Warndorf zahlreiche Fachbücher und wissenschaftliche Arbeiten insbesondere zu Sozialarbeit in Europa und zur kommunalen Kriminalprävention. Auch im Ausland war der gebürtige Franke viel unterwegs und gewährt seinen Studierenden durch Exkursionen nach Nepal und Kenia Einblicke in die soziale Arbeit in anderen Ländern unter ganz anderen Rahmenbedingungen.
„Mit Herrn Warndorf verlässt uns ein sehr geschätzter Kollege, der stets neue Denkanstöße lieferte und dem das Vorankommen der Studierenden stets am Herzen lag. Wir wünschen ihm alles Gute im Ruhestand“, so Prof. Dr. Sven van Meegen, Dekan der Fakultät Sozialwesen.
Zur Person
Prof. Dr. Peter K. Warndorf wurde am 19. Juli 1953 in Ansbach geboren. Er lehrte selbst seit 1994 an der DHBW Heidenheim und war Studiengangsleiter für Kinder- und Jugendhilfe in der Fakultät Sozialwesen. Er studierte Sozialpädagogik, Soziologie, Philosophie und Psychologie an der Universität in Trier. 1990 promovierte er an der Universität zu Köln. Von 1985 bis 1992 war Warndorf Stationspsychologe in der Klinik des Kinderzentrums München. Danach im Bayerischen Landesjugendamt Leiter der Zentralen Adoptionsstelle und verantwortlich für die Familienpflegevermittlung in Bayern.
Interview
Wofür haben Sie nun endlich mehr Zeit?
Für meine Bücher, Platten, CDs und DVDs, für den Sinn des Lebens also – und für meine Frau, ich bin mir aber nicht sicher, ob ihre Vorfreude auf meine gesteigerte Anwesenheit tatsächlich uneingeschränkt ist. Mehr Zeit habe ich nun auch für die Philosophie insbesondere die Erkenntnistheorie, und für Neues wie die Astrophysik. Das blieb stets liegen, wegen dringenderer Lektüre.
Was war das schönste Erlebnis an der DHBW Heidenheim?
Da gibt es Einige, die sich erfreulicherweise in den vergangenen Monaten häuften. Das sind Rückmeldungen, die ich erhalten habe, zu meiner Arbeit und zu mir als Person. Da hat mich einiges durchaus sehr berührt – von ehemaligen Studierenden vor allem, aber auch von Kollegen und Mitarbeitern.
Was werden Sie besonders vermissen?
Gespräche und Projekte mit hochmotivierten und engagierten Kollegen, Dozenten und Studenten. Oft auch mit anderen Organisationen im In- und Ausland. Das war anstrengend, aber begeisternd und befriedigend zugleich. Für alle. Das Ergebnis waren immer wieder gute wissenschaftliche Arbeiten, Bücher, da sind sogar Freundschaften entstanden, möchte ich behaupten.
Worauf können Sie gerne verzichten?
Auf Gremiensitzungen. Auf Formulare für alles und jedes, Hinweise zum Ausfüllen dieser Formulare, Prozess-Schemata zum Verarbeitungsprozess der Formulare, Sitzungen zu den „Erkenntnisgewinnen“ der ausgefüllten und verarbeiteten Formulare . . .
Was war Ihnen als Studiengangsleiter besonders wichtig?
Mein Gestaltungsspielraum um Inhalte, Niveau, Dozenten und Organisatorisches im Hinblick auf Forschung und Lehre auf ein Höchstmaß anzuheben, das ist für mich ein grundgesetzliches Recht, eine moralische Pflicht und ein Privileg gleichermaßen. Das bedeutet Verantwortung, verlangt einen Gestaltungswillen und, ehrlich gesagt, viel Frustrationstoleranz. Der Spielraum ist enger geworden.
Was war Ihr größter Erfolg an der DHBW Heidenheim?
Ich habe immer versucht, das Niveau von Forschung und Lehre, der Ausbildung ganz allgemein, zu steigern und auf einem hohen Niveau zu stabilisieren. Und ich versuchte immer den Studierenden zu vermitteln, dass Theorie, Praxis und Forschung untrennbar miteinander verknüpft sind. Wenn es mir gelungen sein sollte, wäre das mein größter Erfolg.