Manager*innen mit Gespür für Menschen – über 20 Jahre Studienrichtung Sozialmanagement
Wirtschaftlicher Aufschwung, neue Technologien und die voranschreitende Globalisierung prägten das Ende der 90er Jahre. Um Führungskräften in sozialen Einrichtungen das passende Wissen für dieses Umfeld an die Hand zu geben, wurde die neue Studienrichtung Sozialmanagement geschaffen.
Wirtschaftlicher Aufschwung, neue Technologien und die voranschreitende Globalisierung prägten das Ende der 90er Jahre. Die Wirtschaft dominierte die Politik. Um Führungskräften in sozialen Einrichtungen das passende Wissen für dieses Umfeld an die Hand zu geben, wurde an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heidenheim die neue Studienrichtung Sozialmanagement geschaffen.
„Es war erkannt worden, dass Führungskräfte in sozialen Einrichtungen sowohl die nötigen Kenntnisse für die Arbeit mit Menschen als auch die betriebswirtschaftlichen Grundlagen für eine Leitungsposition brauchen“, beschreibt Studiengangsleiter Prof. Dr. Manfred Schlund die Beweggründe damals. Er leitet den Studiengang seit 2015, zuvor studierte er Psychologie und Betriebswirtschaft sowie Sozialpädagogik. Der damalige Studiengangsleiter Prof Dr. Ulrich Hummel habe vermeiden wollen, dass in sozialen Einrichtungen Manager ohne Wissen und Gespür für die Arbeit mit Menschen in Chefpositionen sitzen, so Schlund weiter.
Bereits über 900 Absolvent*innen im Studiengang
Seit ihrer Gründung 1976 gibt es an der Berufsakademie Heidenheim bereits Studiengänge der Fakultät Wirtschaft, seit 1977 gibt es den Studiengang Soziale Arbeit. Diese Dualität sollte die Basis für Sozialmanagement sein und das Konzept ging auf – trotz anfänglichem Gegenwind aus den eigenen Reihen. Über 900 Studierende haben seitdem einen Bachelorabschluss im Sozialmanagement an der DHBW Heidenheim erreicht. Darunter auch Sebastian Hartmann. Der 35-Jährige ist heute als Geschäftsführer und Heimleiter bei der Caritas-Sozialstation Aichach e.V. tätig und machte seinen Abschluss 2008. „Das Studium war vielseitig und nie langweilig. Es war eine ganz besonders familiäre Atmosphäre im Studiengang mit enger Begleitung von den Studiengangsleitern und Lehrbeauftragten und es schaffte die Grundlagen für Managementaufgaben im Sozialwesen“, beschreibt der Augsburger seine Studienzeit. „Ich würde das Studium jedem empfehlen, der eine Führungsrolle im Sozialwesen anstrebt“, sagt er. Sebastian Hartmann arbeitet schon seit über zwölf Jahren in der Altenhilfe und hat viele Neuerungen mitbekommen. Besonders ist ihm dabei aufgefallen, wie die Anforderungen an Mitarbeitende und Führungskräfte sich in den vergangenen Jahren in immer kürzeren Abständen veränderten. „Für Leitungskräfte liegt mittlerweile eine Hauptaufgabe in der Gestaltung von Veränderungsprozessen“, sagt er.
„Und genau hier setzt die Studienrichtung Sozialmanagement an“, sagt Prof. Dr. Manfred Schlund. Er war viele Jahre selbst Forscher und Berater im Bereich Arbeitswirtschaft und -organisation sowie Führungskraft in einem Industrieunternehmen. Schlund weiß, dass sich soziale Einrichtungen heute nicht nur als Non-Profit-Unternehmen sehen. Sie haben sich zu modernen, sozialen Dienstleistern in der Sozialen Arbeit weiterentwickelt und benötigen verstärkt Vorgesetzte mit betriebswirtschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Kenntnissen, aber auch mit den nötigen Führungskompetenzen bei sozialer u. ethischer Orientierung. „Dual Studierende werden gemeinsam mit den Dualen Partnern – den sozialen Einrichtungen – und uns als Hochschule akademisch aus- und weitergebildet“, sagt er. Nicht nur deshalb, wird das duale Studium stetig weiterentwickelt. So kamen in den vergangenen Jahren beispielsweise Vorlesungen im Bereich Coaching, Rhetorik, soziale Medien, Arbeits- und Organisationspsychologie und Planspiele etc. für den Managementbereich dazu. „Besonders erfreut sind wir auch über die seit über 15 Jahren studienbegleitende Vorbereitung auf einen weiteren beruflichen Weiterbildungsabschluss zum/zur ‚Geprüften Betriebswirt/-in (IHK)‘, die als externe Prüfung durch Sozialmanagement angeboten wird“, sagt Prof. Dr. Manfred Schlund.
„Auch wenn ich es im Studium noch nicht so wertschätzen konnte, war die Methodenvielfalt für meine Arbeit heute eine gute Vorbereitung. Aber auch die Inhalte aus den Kursen Recht und Marketing spielen in meinem Berufsalltag eine große Rolle“, sagt Timo Surkus. Der 36-Jährige arbeitet heute als Bildungsreferent Freiwilligendienste im netzwerk-m e.V. in Kassel und machte seinen Abschluss 2009 an der DHBW Heidenheim. Besonders in Erinnerung hat er noch heute Prof. Hummels Ausführungen zur Identitätsbalance nach Lother Krappmann, insbesondere zur Ambiguitätstoleranz. „Die Fähigkeit mit Widersprüchlichem klar zu kommen, ist die Basisfähigkeit unserer Zeit. Wir können nicht alles einfach ‚richtig‘ machen und müssen uns selbst und andere hier regelrecht trainieren – das hilft mir noch heute“, sagt Timo Surkus.
Die Studierenden, die heute Soziale Arbeit – Sozialmanagement studieren, wollen in karitativen Einrichtungen arbeiten, dort aber überwiegend in einer Führungsposition. „Das hat sich seit den Anfangsjahren geändert“, weiß Marion Knödler, sie ist bereits seit Anfang an Sekretärin im Studiengang und steht den Studierenden seit über 20 Jahren mit Rat und Tat zur Seite. Die Vorstellungen eines sinnstiftenden Berufes bzw. Tätigkeit und klare Zukunftsziele bei der aktuellen Studiengeneration empfindet sie aber als gut. „Es ist wichtig, dass Chefs in sozialen Einrichtungen den Blick für die Menschen behalten, aber dabei auch ökonomisch handeln“, sagt auch Prof. Dr. Manfred Schlund.
Zur neuen Generation gehört auch Karina Winterlik. Die 30-Jährige studierte von 2013 bis 2016 Sozialmanagement und ist heute Hausdirektorin einer Wohnresidenz für ältere Menschen bei der Evangelische Heimstiftung in Heidenheim. „Ich leite ein kleines Team und denke oft an die Inhalte aus dem Studium zurück. Das war genau das Richtige“, sagt sie heute.
Seit 2017 leitet Prof. Manfred Schlund zusammen mit Prof. Dr. Michael Batz die Studienrichtung. Sie werden dabei fachlich in den Kernfächern der Sozialen Arbeit von Prof. Dr. Stephanie Höger und im Bereich Sozialrecht und Sozialökonomie von Prof. Dr. Roman Grinblat unterstützt. Zum Oktober 2020 haben insgesamt 61 Studierende ihr Studium im Sozialmanagement begonnen und 53 machten im vergangenen Herbst erfolgreich ihr Bachelorabschluss.
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