Klimakrise und Hebammenarbeit: Familien und die Gesundheit rund um die Geburt schützen

Die Klimakrise stellt nicht nur eine ökologische Herausforderung dar, sondern hat tiefgreifende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit – insbesondere auf Gruppen wie Schwangere, Neugeborene und Familien. Der Arbeitsgruppe „KLUG - AG Rund um die Geburt“, teil vom Netzwerk Midwives For Future (ein Deutschlandweit vernetztes Netzwerk), ist eine Gruppe entstanden aus praktisch tätigen Hebammen und Hebammen aus dem Hochschulbereich.

Wer steht hinter der KLUG-AG?

Die Arbeitsgruppe ist ein Zusammenschluss aus den drei Professionen Hebamen, Gynäkologie und Pädiatrie. Die drei Autoinnen Dr.in Sonja Wangler (DHBW Stuttgart), Prof.in Karolina Luegmair (Katholische Stiftungshochschule München) und Christina Oberle (DHBW Heidenheim) präsentierten Anfang November auf dem europäischen Treffen des weltweiten Hebammenverbands, International Confederation of Midwives (ICM), ein Poster zum Thema: Zusammenhänge zwischen Klimawandel und der Gesundheit rund um Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit.

In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) entwickeln sie praxisnahe Ansätze und Bewusstseinsbildung. Mit einem kürzlich veröffentlichten Poster sensibilisiert die AG für die besonderen Herausforderungen und Risiken, denen Familien durch die Klimakrise ausgesetzt sind.

Familien: Besonders verletzlich in der Klimakrise

Die Auswirkungen der Klimakrise treffen Familien auf vielfältige Weise. Die KLUG-AG „Rund um die Geburt“ hebt unter anderem folgende Risiken hervor:

  • Hitze als gesundheitliches Risiko:
    Laut HEAL, FIGO und UCSF (2024) reagieren Schwangere und Neugeborene besonders empfindlich auf steigende Temperaturen. Hitze kann zu einem erhöhten Risiko für Frühgeburten und Fehlbildungen führen, da sich der Organismus nur eingeschränkt an die klimatischen Bedingungen anpassen kann.
  • Feinstaub und Schadstoffe: 
    Studien (Luyten et al., 2018) zeigen, dass Feinstaubpartikel in Organen abgelagert werden können, was zu Zellschäden und entzündlichen Prozessen führt. Schwangere und Kinder sind dabei besonders gefährdet.
  • Soziale und psychische Belastungen:
    • Naturkatastrophen wie Überschwemmungen erschweren den Zugang zu Gesundheitsversorgung. In solchen Ausnahmesituationen steigt zudem die Gefahr von Vernachlässigung und häuslicher Gewalt.
    • Zukunftsängste belasten Menschen mit Kinderwunsch sowie werdende Eltern emotional stark (Bunz & Mücke, 2017).
  • Zunahme von Ungerechtigkeiten:
    Die Klimakrise verstärkt bestehende soziale und geschlechtsspezifische Ungerechtigkeiten. Frauen und Kinder in prekären Verhältnissen sind dabei besonders betroffen.
  • Akute Bedrohungen:
    Gesundheitsrisiken durch Extremwetterereignisse wie Flutkatastrophen nehmen zu und erfordern dringend eine Verbesserung der Notfallvorsorge für Familien.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit für eine nachhaltige Geburtshilfe

Die KLUG-AG „Rund um die Geburt“ unterstreicht, wie wichtig die Zusammenarbeit von Hebammen, Gynäkolog:innen und Pädiater:innen ist, um den Herausforderungen der Klimakrise begegnen zu können. Neben Forschung und Aufklärung engagiert sich die Arbeitsgruppe dafür, praktische Ansätze zu entwickeln, die Schwangere und Familien besser schützen und unterstützen.

Forschung und Handlungsperspektiven

Die DHBW Heidenheim ist stolz darauf, dass Frau Christina Oberle als Akademische Mitarbeiterin unserem Standort, Teil dieser innovative Initiative ist und unterstützt die Arbeit der KLUG-AG. Die Hochschule sieht darin nicht nur eine Verantwortung, sondern auch eine Chance, den Bereich Geburtshilfe nachhaltig zu gestalten und Familien langfristig zu stärken.

Für weitere Informationen zur Arbeit der KLUG-AG und zum Poster wenden Sie sich bitte an Christina Oberle (DHBW Heidenheim) oder besuchen Sie die Webseite der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit unter www.klimawandel-gesundheit.de.

Gemeinsam können wir die Zukunft von Familien und Kindern in einer sich wandelnden Welt sichern.

 

Quellen:

Bunz, M. & Mücke, H. (2017) Klimawandel – physische und psychische Folgen. Bundesgesundheitsblatt -Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 60, Nr. 6: 632–39. doi.org/10.1007/s00103-017-2548-3.

Health and Environment Alliance (HEAL), FIGO und UCSF (2024) Climate change puts pregnant women at greater risk: new infographic by FIGO, UCSF and HEAL www.env-health.org/climate-change-puts-pregnant-women-at-greater-risk-new-infographic-by-figo-ucsf-and-heal/#1528198360386-07c79b25-00094971-19f1, zuletzt abgerufen am 30.09.2024

Luyten, Leen et al. (2018) Air pollution and the fetal origin of disease: A systematic review of the molecular signatures of air pollution exposure in human placenta. In: ENVIRONMENTAL RESEARCH, 166, p. 310-323. DOI: 10.1016/j.envres.2018.03.025